Pilzbefall von Gebäuden

Pilzbefall von Gebäuden: Einführung

Pilzbefall in Gebäuden ist ein ernstzunehmendes Problem, das sowohl die Bausubstanz als auch die Gesundheit der Bewohner beeinträchtigen kann. Pilze, insbesondere holzzerstörende Arten wie der Echte Hausschwamm (Serpula lacrymans), sind in der Lage, erhebliche Schäden an Holzbauteilen und anderen zellulosehaltigen Materialien zu verursachen.

Ursachen und Bedingungen für Pilzbefall von Gebäuden

Pilze benötigen bestimmte Bedingungen, um zu wachsen und sich auszubreiten. Feuchtigkeit ist der entscheidende Faktor, da sie das Wachstum von Pilzen begünstigt. Holz, das über längere Zeit feucht bleibt, bietet einen idealen Nährboden für Pilze. Weitere begünstigende Faktoren sind eine hohe Luftfeuchtigkeit, mangelnde Belüftung und unzureichende Abdichtung von Gebäudeteilen.

Regelwerke und Literatur

Regelwerke (Deutschland, Österreich)
Önorm 3802-3, Fassung 2023-11-01 (aktuelle Fassung)
Önorm 3802-4, Fassung 2023-11-01 (aktuelle Fassung)
WTA-Merkblatt 01.2021/D, Der echte Hausschwamm
ÖDIN 68800-1, 2019-06, Holzschutz - Teil 1: Allgemeines
DIN 68800-2, 2022-02, Holzschutz - Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68800-3 | 2020-03, Holzschutz - Teil 3: Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln
https://www.umweltbundesamt.de/echter-hausschwamm#vorbeugende-chemische-und-alternative-bekampfungsmassnahmen
Gemeinsamkeiten der Regelwerke (Deutschland/Österreich)
Die Regelwerke „ÖNORM B 3802“ und das „WTA-Merkblatt 01.2021/D“ gelten als anerkannte Regeln der Technik (a.R.d.T.). Die für Österreich geltende ÖNORM B 3802 bezieht sich auf die in Deutschland geltenden Regelwerke, wie z.B. die DIN 68800 und das WTA-Merkblatt „Der echte Hausschwamm“. Beide Normen behandeln den Holzschutz, die feuchtetechnischen Bewertungen von Holzbauteilen und verfolgen ähnliche Zielsetzungen und Methoden. Das WTA-Merkblatt zum echten Hausschwamm bietet detaillierte Anleitungen zur Erkennung, Lebensbedingungen und Bekämpfung des Echten Hausschwamms, die auch in der Önorm B 3802 berücksichtigt werden.

Die Regelwerke stimmen in mehreren, wesentlichen Punkten hinsichtlich der Maßnahmen zur Hausschwammsanierung überein:
Erkennung und Diagnose: Beide Regelwerke betonen die Bedeutung einer gründlichen Untersuchung und Diagnose des Befalls, um den Umfang und die Ursachen des Schadens festzustellen.
Feuchtigkeitskontrolle: Sowohl die ÖNORM B 3802 als auch das WTA-Merkblatt heben hervor, dass die Beseitigung der Feuchtigkeitsquelle, die den Hausschwamm begünstigt, entscheidend ist. Dies kann durch die Reparatur undichter Wasserleitungen, Dachrinnen oder anderer Feuchtigkeitsquellen erfolgen.
Chemische Bekämpfung: Beide Regelwerke sehen den Einsatz chemischer Holzschutzmittel als eine Maßnahme zur Bekämpfung des Echten Hausschwamms vor. Dabei wird betont, dass diese Maßnahmen fachgerecht und unter Einhaltung der entsprechenden Sicherheitsvorschriften durchgeführt werden müssen.
Bauliche Maßnahmen: Die ÖNORM B 3802 und das WTA-Merkblatt empfehlen bauliche Maßnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung des Hausschwamms. Dazu gehören unter anderem die Verbesserung der Belüftung und die Verwendung von feuchtigkeitsresistenten Materialien.
Dokumentation und Nachkontrolle: Beide Regelwerke betonen die Notwendigkeit einer umfassenden Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen sowie regelmäßiger Nachkontrollen, um einen erneuten Befall zu verhindern.
Die Übereinstimmungen zeigen, dass sowohl die ÖNORM B 3802 als auch das WTA-Merkblatt 01.2021/D einen systematischen und umfassenden Ansatz zur Bekämpfung des echten Hausschwamms verfolgen.
Bausachverständiger Pilzbefall von Gebäuden - Myzel

 
Abb. 1: Myzel auf Natursteinwand (nach Rückbau Putz)

Bausachverständiger Pilzbefall von Gebäuden Mycel

 
Abb. 2: Myzelstränge

Bausachverständiger Pilzbefall von Gebäuden Mycel

 
Abb. 3: Hausschwammbefall Holztreppe, Überwucherung

Vorgehen Hausschwammerkennung und Sanierung

Die Sanierung der Bausubstanz bei einem Befall mit dem Echten Hausschwamm erfordert eine systematische und gründliche Vorgehensweise. Nachfolgend werden die wesentliche Maßnahmen aufgeführt:

1. Bauwerksdiagnostik
Untersuchung und Dokumentation des Befalls
Probenentnahmen am Objekt
Labortechnische Untersuchungen zur Bestimmung der Pilzart
Ausmaß des Befalls kartieren und dokumentierten
Ursachen klären, Feuchtequellen feststellen
2. Rückbau befallener Bauteile und Materialien, großzügiger Rückbau > 1,5 m im Umgriff der äußeren Befallsgrenzen. Dies umfasst auch benachbarte Bereiche, um sicherzustellen, dass keine Sporen oder Mycelreste1 zurückbleiben.
3. Feuchtigkeitsmessungen, dauerhafte Beseitigung der Feuchtigkeitsquelle(n).
4. Chemische Behandlung mit chemischen Holzschutz- und Schwammsperrmitteln. Der Pilz muss abgetötet werden, um einen erneuten Befall zu verhindern.
5. Bauliche Maßnahmen:
Untersuchung und Dokumentation des Befalls
Maßnahmen zur Beseitigung der Feuchtequelle(n)
Einsatz feuchteresistenter Materialien
6. Umfassende Dokumentation der durchgeführten Maßnahmen.
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Arten von Pilzen und ihre Auswirkungen

Zu den häufigsten, holzzerstörenden Pilzen gehört der Echte Hausschwamm, der sich durch sein charakteristisches weißes Mycel und rötlich-braune Fruchtkörper auszeichnet. Dieser Pilz kann sich über mehrere Meter ausbreiten und dabei nicht nur Holz, sondern auch Mörtel und Putz durchdringen. Ein weiterer bedeutender Pilz ist der Braune Kellerschwamm, der ebenfalls erhebliche Schäden an der Bausubstanz verursachen kann.

Erkennung und Bekämpfung

Die Erkennung eines Pilzbefalls erfolgt oft erst, wenn sichtbare Schäden auftreten. Typische Anzeichen sind verfärbtes oder brüchiges Holz, ein muffiger Geruch und das Auftreten von Fruchtkörpern. Bei Verdacht auf Pilzbefall sollte umgehend eine Fachfirma hinzugezogen werden, um eine genaue Diagnose und eine effektive Bekämpfung zu gewährleisten.

Prävention

Um einem Pilzbefall vorzubeugen, ist es wichtig, die Feuchtigkeitsquellen im Gebäude zu kontrollieren. Dazu gehören regelmäßige Inspektionen, eine gute Belüftung und die Abdichtung von undichten Stellen. Auch der Einsatz von chemischen Holzschutzmitteln kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein

Fazit

Pilzbefall in Gebäuden stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Bausubstanz und die Gesundheit der Bewohner dar. Durch frühzeitige Erkennung und gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung und Prävention können die Schäden jedoch minimiert werden. Es ist ratsam, bei Verdacht auf Pilzbefall stets professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.


Myzel1
Ein Mycel (oder Myzel) ist das vegetative Wachstum eines Pilzes, bestehend aus einem Netzwerk von fadenförmigen Zellen, die als Hyphen bezeichnet werden. Diese Hyphen durchdringen das Substrat, in dem der Pilz wächst, und sind oft mikroskopisch klein. Das Mycel ist für die Nährstoffaufnahme des Pilzes verantwortlich, indem es Enzyme absondert, die organisches Material zersetzen und die Nährstoffe aufnehmen.